Warum sich mein Körper wie neu geboren anfühlt

Veröffentlicht am 3. August 2025 um 14:13


In diesem Beitrag möchte ich über ein Thema sprechen, das ausnahmsweise mal so gar nichts mit Zwangsstörungen oder Depressionen zutun hat. Dennoch ist es eines, das mich im letzten Jahrzent schon so einige Nerven gekostet hat.


Ich habe keinen Kinderwunsch und bin damit auch sehr happy! Während ich als Jugendliche noch so geprägt war, dass ich überhaupt nicht auf die Idee gekommen wäre, keine Kinder zu bekommen, habe ich seitdem ich erwachsen bin und einmal losgelöst von gesellschaftlichen Erwartungen ernsthaft in mich hineingehorcht habe, gar kein Bedürfnis nach Kindern oder dem Muttersein - weder aktuell, noch kann ich mir diese Option in irgendeiner Weise für mein Leben in der Zukunft vorstellen. Ich fühle mich zu 100% vollständig und habe nicht das Gefühl, dass noch etwas fehlen könnte.

 

So weit, so gut. Was mich jedoch seit Jahren belastet, ist das ständig wiederkehrende emotionale Chaos sowie die körperlichen Einschränkungen und Schmerzen im Rahmen des weiblichen Menstruationszyklus, obwohl ich von meiner Gebärmutter und den Eierstöcken wirklich keinerlei Gebrauch machen möchte. Zusätzlich hat es mich irgendwann einfach nur noch genervt, mir immer wieder Gedanken über Verhütung machen zu müssen und auch wenn ich grundsätzlich sehr gerne eine Frau bin, fühlte es sich für mich in den letzten Jahren immer stärker so an, als hätte mein Körper eine Funktion, die ich schlichtweg nicht benötige und mit der ich mich "ohne Sinn" herumquäle. Je mehr Jahre vergingen, desto mehr habe ich mich nach einer langfristigen Lösung gesehnt.

 

Und auch wenn ich das fehlende Bedürfnis selbst nie angezweifelt habe, habe ich mich schon zeitweise mal gefragt, ob ich deshalb vielleicht irgendwie komisch bin. Ich bin aber zu dem Ergebnis gekommen, dass es darauf eine ganz einfache Antwort gibt: NEIN! Denn welcher Mensch hat bitte festgelegt, dass man nur dann "normal" ist, wenn man Kinder bekommt (wenn es so etwas wie "normal" überhaupt gibt)? Und selbst wenn ich nicht "normal" wäre, dann wäre ich eben lieber komisch als irgendetwas zu machen, was mich überhaupt nicht glücklich macht, nur um in ein bestimmtes Schema zu passen. 

 

Als ich mich dann bei meiner Gynäkologin zum ersten Mal über eine Sterilisation informierte, war sie zwar unglaublich verständnisvoll und offen, aber teilte mir auch mit, dass sie aus Erfahrung sagen kann, dass es fast unmöglich sein wird, eine Ärztin oder einen Arzt zu finden, die/der diesen Eingriff bei einer Patientin in meinem Alter durchführt.

 

Ehrlich gesagt finde ich es wirklich erstaunlich, dass scheinbar jungen Frauen (in meinem Fall 27 Jahre) nicht zugetraut wird, eine eigene Entscheidung über ihr Leben zu treffen, wenn diese bedeutet, dass sie bewusst kinderlos bleiben und eine ungewollte Schwangerschaft sicher ausschließen möchten. Gleichzeitig wird aber die Entscheidung FÜR eine Schwangerschaft und das Großziehen eines Kindes den allermeisten Frau zugetraut. Bin ich die Einzige, die das skurril findet? Begründet wird dies oft mit der Unumkehrbarkeit und damit, dass man es später bereuen könnte. Und JA, natürlich gibt es im Leben niemals eine 100%ige Sicherheit, dass man so eine Entscheidung nicht vielleicht doch irgendwann bereut, aber genauso wenig Sicherheit gibt es eben auch, wenn man sich für ein Kind entscheidet. Aber es gehen doch deshalb auch keine Ärzt/innen daher und sagen einer schwangeren Frau, dass sie das bereuen könnte und die Geburt nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Und nur weil man es eventuell irgendwann einmal bereuen KÖNNTE, sollte sich doch niemand mit Kinderwunsch davon abbringen lassen und niemand ohne Kinderwunsch dazu gedrängt fühlen.

Nun ja, wir sprachen über Alternativen und ich entschied mich vorerst für eine Hormonspirale, mit der ich zumindest die nächsten acht Jahre überbrücken kann.

Das war für mich persönlich eine sehr gute Entscheidung, denn seit der Einlage vor ein paar Monaten fühle ich mich ein bisschen wie ein neuer Mensch und endlich frei in meinem Körper. Durch die Spirale habe ich nämlich auch keine Periode mehr (und zum Glück auch keine Nebenwirkungen) und muss mir nun wenigstens für einige Jahre keine Gedanken um Verhütung machen. Das ist ein völlig neues Lebensgefühl und ich bin unglaublich glücklich damit, denn es fühlt sich für mich nun alles deutlich stimmiger an.

 

Trotzdem würde ich mir wünschen, dass zukünftig sämtliche Entscheidungen, die von Frauen für ihren eigenen Körper und ihr Leben getroffen werden (ganz egal, ob sie sich 0, 1, 2, 3, 4, 5, oder mehr Kinder wünschen), gesellschaftlich mehr akzeptiert und respektiert werden - auch wenn einzelne Menschen sie vielleicht selbst nicht nachvollziehen können.