Fallstricke

Veröffentlicht am 2. Juli 2023 um 13:47

Liebe Leserin, lieber Leser,

in diesem Beitrag möchte ich gern mit dir teilen, welche Erfahrungen ich im Umgang mit Fallstricken im Rahmen meiner Zwangserkrankung gemacht habe. 

Kennst du die Situation, dass du in Bezug auf einen Zwang immer wieder Expositionen durchführst und sich keine Besserung in Bezug auf den Leidensdruck einstellt? Das hatte ich zu Beginn meiner Expositionsreise auch und bin immer wieder daran verzweifelt.

Das Problem war bei mir beispielsweise, dass ich mir während der Exposition versuchte einzureden, dass ich die Ungewissheit über den Ausgang der Situation nun zukünftig akzeptieren würde. Im Anschluss dachte ich mir: "Mensch, das war ja einfach!". Die Zwangsgedanken machten mir nachfolgend aber weiterhin genauso viel Angst wie vorher und ich fragte mich, wie das möglich sein konnte. Der Grund: ich hatte die Ungewissheit NICHT WIRKLICH akzeptiert, sondern mir nur eingeredet, dass ich dies tat. Nebenbei suchte ich aber weiter nach Beruhigung. 

 Ein weiteres Beispiel war, dass ich mit der mentalen Einstellung in die Expositionen ging, dass wenn in diesem Fall die befürchteten Ereignisse nicht eintreten würden, dies ja auch dann für die Zukunft gelte. Dabei ist dies ja gar nicht das Ziel in der Behandlung einer Zwangsstörung, denn beim nächsten Mal besteht erneut das Restrisiko, dass die Befürchtung wahr werden könnte. Nur, weil ich dieses Mal nicht verhaftet wurde, oder das Haus nicht abgebrannt ist, habe ich keine Sicherheit, dass diese Dinge beim nächsten Mal auch nicht passieren werden. Und damit muss ich lernen umzugehen - ob ich möchte oder nicht. 

Erst als ich wirklich verstanden hatte, dass es niemals eine 100%ige Sicherheit geben kann, wirkten die Expositionen nachhaltig.


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