Zwangsstörung und Depression

Seitdem ich denken kann, durchlebte ich immer wieder depressive Phasen. Diese wurden vor circa acht Jahren auch also solche diagnostiziert. Und sicherlich war diese Diagnose nicht falsch. Ich machte folglich eine tiefenpsychologische Gesprächstherapie, doch diese half nicht. Auch andere Ansätze der Depressionsbehandlung waren eher erfolglos. Wie ich später herausfinden durfte, beruhigten mich diese hauptsächlich, was alles nur schlimmer machte. Lediglich Antidepressiva machten die damalige Situation ein wenig erträglicher. 

Also schleppte ich mich mehr oder weniger durch die Schulzeit und mein Studium. All diese Hürden habe ich auf eine hochfunktionale Weise trotz der Depression sehr gut meistern können. Doch irgendwann wurden die Phasen immer schwerer, bis ich schließlich so erschöpft war, dass ich mich wirklich fragte, welchen Sinn dieses Leben noch hat. Ich war hoffnungslos, niedergeschlagen, antriebslos, hatte starke Schuldgefühle, konnte nicht mehr schlafen und hatte nicht das Gefühl, dass es irgendwann noch einmal besser werden könnte. 

Was ich mich bis dahin kaum traute, zu erzählen: ich übte ständig Zwangshandlungen aus und hatte permanent aufdringliche Gedanken (für Details: siehe ältere Blogeinträge). Ich dachte aber, dass dies normal sei, weil ich es gar nicht anders kannte. Ständiges Sorgen, Zweifeln und Kontrollieren waren für mich allgegenwärtig. Ich war mir aber nicht darüber im Klaren, dass es auch ein Leben ohne diese komischen Gedanken geben könnte. 

Als die Depressionen so schwer waren, dass ich mehrere Klinikaufenthalte auf mich nahm, erklärte mir schließlich eine psychologische Psychotherapeutin, dass der Auslöser des Ganzen bei mir vermutlich eine Zwangsstörung sei und dass diese durch kognitive Verhaltenstherapie mit Exposition mit Reaktionsverhinderung behandelt werden könne. Da ich sehr verzweifelt war, probierte ich dies gleich mit ihr aus. Zusätzlich nahm ich verschiedene Psychopharmaka ein.

Durch konsequente Übung und eine komplette Verhaltensänderung habe ich die Zwangsstörung relativ zeitnah sehr gut in den Griff bekommen. Gleichzeitig wurden bei mir auch die depressiven Symptome besser und verabschiedeten sich mit der Zeit. Durch die Behandlung des Zwangs lösten sich auch die "dunklen Wolken" über mir auf. Seither empfinde ich wieder sehr viel Freude, Spaß, Motivation und kann mein Leben genießen.