Ich trank über viele Jahre hinweg viel Alkohol. Ich sah darin die einzige Möglichkeit, kurzzeitig die vielen Ängste und störenden Gedanken in meinem Kopf ausknipsen und mich selbst beruhigen zu können. Das Schlimme war jedoch, dass die aufdringlichen Gedanken am nächsten Tag meist noch viel stärker waren und das Ganze dann wieder von vorne anfing. Dies war ebenso wie die Zwangshandlungen ein verzweifelter Versuch, meine Probleme zu bewältigen.
Es war nicht leicht, mir dies einzugestehen und ich schäme mich auch jetzt gerade noch sehr, während ich den Beitrag schreibe. Da das Thema aber für meine persönliche Entwicklung wichtig war, möchte ich dennoch offen darüber sprechen.
Ich wollte von nun an meine Probleme nicht mehr betäuben oder verdrängen und dem Alkoholkonsum ein Ende setzen. Diese Entscheidung habe ich keine Sekunde lang bereut und sie hat sich für mich absolut gelohnt. Seit 1,5 Jahren trinke ich gar keinen Alkohol mehr und kann mir aktuell auch nicht vorstellen, dies noch einmal zu ändern. Ich habe mindestens genauso viel, aber tendenziell noch mehr Spaß im Leben als früher und mein mentaler sowie körperlicher Zustand ist wesentlich stabiler.
Da ich mich intensiv mit meiner Krankheit auseinandersetze und meine Ängste und Zwänge durch die Konfrontationen an Intensität verlieren, habe ich auch keinerlei Bedürfnis mehr, irgendetwas zu betäuben.
Mir ist es an diese Stelle wichtig, zu betonen, dass ich das Trinken von Alkohol nicht grundsätzlich verteufeln oder pauschalisieren möchte. Wenn Menschen damit einen gesunden Umgang pflegen, ist dies sicherlich nicht immer schädlich und kann Spaß bringen. Sobald man Alkohol aber (wie von mir in vergangenen Zeiten) eher auf dysfunktionale Weise dazu nutzt, um sich von Sachen abzulenken, sehe ich dies aus meinem heutigen Blickwinkel und meiner Erfahrung heraus eher kritisch.
Ich möchte mit meinen Worten niemanden belehren. Ganz im Gegenteil ist es ein großer Wunsch von mir, dass jeder Mensch auf dieser Welt genau das tut, was ihn glücklich macht. Ich habe nur an mir selbst festgestellt, dass es mir und meiner Gesundheit geholfen hat, mich mit dem Thema und dem dahinterstehenden gesellschaftlichen Druck auseinanderzusetzen und mein Verhalten zu hinterfragen.
Falls es dir aktuell nicht gut geht oder du dich in meinen Erzählungen wiederfinden kannst, möchte ich dir mit meinen Erfahrungen Mut machen, dir Hilfe zu holen. Kein Zustand bleibt für immer - auch wenn es sich so anfühlt - und niemand muss das allein aushalten!
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